Adresse: Hauptstraße 19, 63820 Elsenfeld
Im Volksmund wird sie "die alte Dorfkirche" genannt. An ihrem Standort befand sich ursprünglich eine Kapelle und unmittelbar daneben ein Friedhof. Als das Kirchlein zu klein wurde für die gestiegene Zahl der Gläubigen - Elsenfeld zählte damals 350 Einwohner - und auch ihr baulicher Zustand zu wünschen übrig ließ, bat der örtliche Schultheiß beim Kurfürsten in Mainz um Erlaubnis für den Neubau einer größeren Pfarrkirche.
Baumeister Franz Heffele aus Neckarsulm erhielt den Auftrag und erstellte das Gotteshaus im Jahr 1767 in einer Rekordzeit von nur 4 Monaten. Heffele hatte sich am Untermain einen Namen gemacht, da er in den Jahren zuvor die Amorbacher Abteikirche erbaut hatte. So setzte er sich auch gegen Johann Adam Vill aus Klingenberg durch. Dieser durfte lediglich die Außentreppe errichten.
Bemerkenswert ist, dass die Kirche an der höchsten Stelle des Ortskerns errichtet wurde, wo ein natürlicher Schutz gegen das Hochwasser des Mains geboten ist. Die tatsächlichen Baukosten von 3700 Gulden lagen allerdings wesentlich höher als vereinbart. Heffele hatte die Kirche eigenmächtig größer, kunstvoller und aufwendiger gebaut als vorgesehen. So konnte der Innenraum der Kirche erst im Laufe der folgenden Jahre ausgestattet werden. Der Hochaltar und die Orgel wurden 1791 beschafft, die bischöfliche Weihe erfolgte gar erst im Jahr 1829. Der Hochaltar selbst ist ein Werk des bedeutenden Würzburger Hofbildhauers Johann Peter Wagner (1730-1809). Er hat auch die Stationen zum Würzburger Käpelle und in den Hofgärten von Würzburg und Veitshöchheim geschaffen.
Als Kirchenpatrone wurden der heilige Ubald (Bischof von Gubbio in Mittelitalien) und die heilige Gertraud von Nivelles (Belgien) ausgewählt. Beide waren wohl auch die Patrone der Vorgängerkirche.
Unsere Kirche St. Gertraud gilt kunsthistorisch gesehen, als Kleinod des ländlichen süddeutschen Barocks.
In den Jahren 1975/76 wurde die Dorfkirche außen und 1984/85 innen gründlich renoviert. Den krönenden Abschluss der Sanierungsarbeiten bildete die Weihe der neuen Orgel (1286 Pfeifen und 2 Manuale) am Pfingstfest 1992. Unsere Dorfkirche steht unter Denkmalschutz und wird in den Sommermonaten gerne als Trauungskirche genutzt. Am Gertraudifest (17. März) findet alljährlich ein feierlicher Gottesdienst statt.
Volker Vill