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Pfarreiengemeinschaft Christus Salvator Elsenfeld, Rück - Schippach, Eichelsbach

„Baustellen der Hoffnung“ - Gremienwochenende im Kloster Oberzell

Baustellen gibt es derzeit genug in Elsenfeld: Mensa, Schulcampus, Bahnhof, Kreisel am ehemaligen Schellgelände…Oft genug nerven sie uns. Es gibt Stau und Dreck, man muss Umwege nehmen, Fahrbahnen sind uneben. Auch die Christkönigskirche war von den Baumaßnahmen betroffen. Lange Zeit war die Kirche mit einem Bauzaun umgeben, sodass man sich schwer tat, den Zugang zu finden. Und der war zudem schmal und  am Abend dunkel. Ausgehend von dieser Situation war das Thema des diesjährigen Wochenendes „Baustellen“, auf die man aber auch einen positiven Blick werfen kann. Martin Werlen, seit 2020 Propst  der zum Kloster Einsiedeln gehörenden Propstei St. Gerold  in Vorarlberg, hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Baustellen der Hoffnung“. Es hat den Untertitel „Eine Ermutigung, das Leben anzupacken.“ Er hat es aus seiner konkreten vierjährigen Baustellenerfahrung, nämlich der Generalsanierung der Propstei  heraus geschrieben. Seine Erkenntnis ist, dass letztlich unser ganzes Leben eine Baustelle ist: in Politik und Gesellschaft, in den Familien und Beziehungen und in der Kirche. Anhand von aktuellen Baustellenbildern aus Elsenfeld erarbeiteten wir in Gruppenarbeit die positiven Effekte einer Baustelle: es braucht im Vorfeld eine gute Planung, die auch auf Kompromissbereitschaft beruht. Leben in einer Baustelle  fordert die Kreativität heraus, provoziert Lösungen, hält uns auf Trab. Man muss flexibel bleiben, weil vieles anders kommt, als man denkt. Sichtbaren Baufortschritt gibt es nur, wenn es  Hand in Hand geht. Und wie froh ist man in privaten Baustellen, wenn die Freunde kommen, um einfach mitanzupacken.  „Euch hat der Himmel geschickt!“  Schmerzlich ist manchmal die Erfahrung, dass nicht alles so bleiben kann, wie es immer war,  aber manchmal kann ein Gebäude nur erhalten werden, wenn sich Wesentliches verändert. Und schließlich blitzt in einer Baustelle auch immer die Vorfreude auf das Neue auf: all das Große und Schöne, das wir später bestaunen, ist aufgrund von Baustellen entstanden.

Das Gästehaus „Klara“ der Oberzeller Franziskanerinnen war für das gewählte Thema zudem der ideale Ort, hat doch die Ordensgemeinschaft vor einigen Jahren ihre Gebäude sehr ansprechend und nachhaltig renoviert. Wir waren beeindruckt, wie eine Ordensgemeinschaft, die nicht mit Kirchensteuergeldern bedacht wird, dies alles gestemmt hat. Bekannt sind die Oberzeller Schwestern auch durch das Antonia Werr Zentrum, eine heilpädagogisch-therapeutische Einrichtung der Jugendhilfe für Mädchen und junge Frauen mit traumatischen Erlebnissen. Das Leben ist eine  „Baustelle“ und wir haben uns damit beschäftigt, wie man in diesen „Baustellen“ hoffnungsvoll leben kann. Assoziationen bot die liebevoll gestaltete „Mitte“: auf der einen Seite das Handwerkliche wie Bauhelm, Bohrmaschine, Stromprüfer, Verbandskasten, Umleitungsschild – auf der anderen Seite das Spirituelle wie der Anker, der Leuchtturm, die aufbrechende Knospe, die Seifenblasen, das Herz, das Segelschiff,  der Regenbogen -  und in der Mitte die Osterkerze, die Krippe, das Kreuz. Jeder von uns hat sich in einer Phase der Stille gefragt: worauf hoffe ich? Wer oder was gibt mir Hoffnung? Wann fällt es schwer, die Hoffnung nicht zu verlieren? Wann habe ich anderen schon Hoffnung geschenkt? Im anschließenden Austausch wurde deutlich, dass der Mensch ohne Hoffnung nicht leben kann; Hoffnungslosigkeit, das ist die Hölle. „ Wenn die Hoffnung aufwacht, legt sich die Verzweiflung schlafen“.  Während der Optimist grundsätzlich davon ausgeht, dass Dinge ein gutes Ende nehmen und den Fokus auf Äußeres legt, Zuversicht die innere Haltung ist, auch dann weiterzumachen, wenn die Umstände nicht so gut aussehen, ist Hoffnung die Kraft, die durch alles trägt, in der Gewissheit, dass das Leben stärker ist. Wie sonst könnten Menschen in Naturkatastrophen oder im Krieg, die alles verloren haben, wieder neu beginnen. Und natürlich ist auch unsere Kirche „eine Baustelle“, an der ständig gearbeitet wird und gearbeitet werden muss, Stichwort „Synodalität“, miteinander auf dem Weg sein. Martin Werlen sagt: „Miteinander ist vieles möglich, aber nicht das perfekte Haus. Das erwarten wir auch nicht. Wir bleiben auf dem Weg. Auch das Neuentstandene ist nicht für die Ewigkeit bestimmt. Tragisch ist, wenn kreative Leute bei dem Geschaffenen stehen bleiben und der Kreativität der nächsten Generation  verhindernd im Wege sind.“

Das Wochenende hat uns alle (aus den Gemeindeteams, dem  Pfarrgemeinderat, den Mitgliedern der KV) bereichert und lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft schauen, wo es an Herausforderungen nicht fehlen wird, auch im Hinblick auf „unsere Kirchengebäude“ in Zeiten der „Kategorisierung“.

Zum Schluss ein Hinweis: Wer Lust auf konstruktive „Baustellenerfahrung“ hat, ist am 26.März 2025 herzlich nach Elsenfeld in die Christkönigskirche eingeladen, wo wir Martin Werlen zu einem Vortragsabend begrüßen dürfen.

Gabi Scherpf

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